Giacomo Puccini
Madama Butterfly

Staatstheater Meiningen

Premiere: 12. April 2024

Musikalische Leitung Chin-Chao Lin
Inszenierung Hendrik Müller
Bühne Marc Weeger
Kostüme Katharina Heistinger
Dramaturgie Kathrin Liebhäuser
Cio-Cio-San Deniz Yetim
Suzuki Tamta Tarielashvili
B. F. Pinkerton Nenad Cica / Alex Kim
Sharpless Johannes Mooser
Goro Tobias Glagau
Kate Pinkerton Sara Maria Saalmann
Lo Zio Bonzo Selcuk Hakan Tirasoglu
Il Principe Yamadori Leo Weiche
Commissario Imperiale Tomasz Wija
Yakusidé Raphael Hering
La Madre Julie Mooser
La Zia Heejoo Kwon
La Cugina Dorothea Böhm
Kind Romeo Latka / Richard Köllner
Stimme Anja Lenßen

Wiederaufnahme: 12. Oktober 2024

Tragedia giapponese in drei Akten
Text von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica

Fraglos ist Cio-Cio-San die Hauptperson, doch muss sie nicht stets als bedauernswertes Opfer anderer gesehen werden. Genau hier setzt Regisseur Hendrik Müllers Idee von seiner Butterfly an. Die Fantasie und Träume dieser jungen Frau beherrschen vom ersten Moment an alles. Mit einer riesigen Videoprojektion ihres Gesichts in Schwarzweiß, in dem die Augen bereits eine Geschichte erzählen, wird man in ihre Psyche gezogen und kann sich fortan dieser ungeheuren Faszination und Obsession nicht mehr entziehen. Hier ist nichts dem Zufall überlassen und so entsteht eine märchenhafte Symbiose zwischen dramatischem Schauspiel und hochemotionaler Musik, einem sehr ansprechenden surrealistischen Bühnenbild und den wechselnden Farben des Himmels im Hintergrund. Amerikanische und japanische Klischees werden augenzwinkernd bedient, ohne lächerlich oder gar albern zu wirken. Mit Kostümbildnerin Katharina Heistinger und Bühnenbildner Marc Weeger hat sich wieder ein Team ans Werk gemacht, große Oper in großes Kino zu verwandeln, ohne sie zu verkitschen. [...]
Der sparsame Aktionismus der Regie lässt Raum, die Musik in jeder Phase der Ereignisse bewusst wahrzunehmen. [...] Wieder bewiesen Regisseur Hendrik Müller und sein kongeniales Team, dass Oper begeistern kann. Diese Neuinszenierung hinterlässt einen leuchtenden Eindruck, Begeisterung, Riesenapplaus und Respekt. Wie kriegt man junge Leute ins Theater? So!
[Inge Kutsche - Der Opernfreund, 15. April 2024]

Unüberhörbar handelt es sich bei diesem Werk um eine Liebesgeschichte, wenn auch um eine denkbar abgründige: Puccinis Musik erzählt mit viel Empathie von der Liebeskatastrophe Cio-Cio Sans, die sich bis zur Selbstaufgabe in die Idee eines neuen Lebens mit dem ihr völlig fremden Amerikaner Pinkerton hineinsteigert. Das Psychogramm der Titelheldin ist es auch, das Regisseur Hendrik Müller am meisten interessiert: „Kolonialismus, Sexismus, Rassismus – diese heute sehr aktuellen Themen klingen alle in ‚Madama Butterfly‘ an. Puccini ging es aber nicht vorrangig um eine authentische Darstellung Japans oder um Kritik am westlichen Kolonialismus. Die Wucht des Stückes besteht in der obsessiven Liebe Cio-Cio Sans, die vor einem großen exotischen Fantasietableau musikalisch bis ins kleinste Detail inszeniert wird. Für uns ist Cio-Cio-San kein Opfer, sondern eine starke, leidenschaftliche Frau, die ihre Besessenheit, ihren Traum bis in den Tod hinein verteidigt.“

Von Beginn an wird das Publikum in Cio-Cio-Sans Universum hineingezogen, in ein zeitloses, nicht verortetes Setting. Ganz im Sinne des Farbenreichtums der Partitur vermeiden sowohl das Bühnenbild von Marc Weeger als auch die Kostüme von Katharina Heistinger jeden Historismus oder Realismus, sondern setzen auf Fantasie, surrealistische Elemente und opulente Farbigkeit, sowohl auf der japanischen als auch auf der amerikanischen Seite. Hoher Schauwert ist also garantiert in dieser Neuinszenierung von Puccinis Opernklassiker: ein psychologisches Kammerspiel mit großen Emotionen, großen Stimmen und großen Bildern, das gerade in der Überzeichnung nach Wahrhaftigkeit sucht.
[Kathrin Liebhäuser]

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