Giacomo Puccini
Edgar

Theater Regensburg

Premiere: 28. April 2018

Musikalische Leitung Tetsuro Ban / Tom Woods
Inszenierung Hendrik Müller
Bühne und Kostüme Marc Weeger
Video Michael Lindner
Licht Martin Stevens
Dramaturgie Ruth Zapf
Edgar Yinjia Gong
Fidelia Anikó Bakónyi
Tigrana Vera Egorova-Schönhöfer
Frank Seymur Karimov / Adam Kruzel
Gualtiero Mario Klein

weitere Vorstellungen: 30. April, 3. und 29. Mai,
1., 18., 21. und 29. Juni sowie 4., 7., 10., 15. und 18. Juli 2018

Deutsche szenische Erstaufführung der 4-aktigen Urfassung

Furiose szenische Rehabilitation.
[Juan Martin Koch - Mittelbayerische Zeitung, 30. April 2018]

Regisseur Hendrik Müller machte aus "Edgar" in Regensburg einen dermaßen rasanten Puccini-Trip, dass mindestens soviel Suchtpotential wie bei "Game of Thrones" besteht. [...] "Edgar" ist seicht, irre, bigott, lauter als 85 Dezibel, triefend sentimental und appelliert an die niedersten Instinkte des Publikums, aber wenn das ein Regie-Profi wie Hendrik Müller in die Hand nimmt und das alles als aberwitzige Mischung aus Melodram und Splatter-Film zeigt, gelingt eben doch ein fulminanter Abend. Ausstatter Marc Weeger hatte ein paar gruselig hässliche Räume entworfen, wie sie in trostlosen amerikanischen Provinzstädten vor sich hin bröseln. Die Leute betäuben sich mit Heroin, saufen und koksen, berauschen sich an billigem Show-Flitter und fuchteln gern mit Schnellfeuergewehren. In so einer abgeranzten Kulisse von heute macht Puccinis trashige Geschichte vom einsamen Trinker Edgar, der sich nicht zwischen einer guten und einer bösen Frau entscheiden kann, plötzlich wieder Sinn. So interpretiert, als bissiges Requiem auf eine total sinnentleerte, kaputte Gesellschaft, wird aus eigentlich unerträglichem Kitsch ein irritierend drastisches, bewegendes Gleichnis.
[Peter Jungblut - Bayerischer Rundfunk, 29. April 2018]

Volltreffer! [Egbert Tholl - Süddeutsche Zeitung, 30. April 2018]

Es kommt [bei dieser Oper] also auf den zweiten Blick an. Den hat Regisseur Hendrik Müller mit einigem Scharfsinn getan und verwandelt die kolportagehafte Handlung in eine Mischung aus Großstadtwestern-Melodram und US-Pulp. Die dörfliche Enge, der Edgar im Original entflieht, ist bei ihm eine düstere amerikanische Straßenschlucht. [...] Marc Weegers drehbares Bühnenbild, das mit den Videoeinspielungen von Michael Lindner entfernt an Frank Castorfs Bayreuther „Route 66“-Rheingold erinnert, mutiert auf der Rückseite zum trostlosen Etablissement. Hier gibt sich Edgar ausgiebig dem Koks hin, im Geldscheinregen gedemütigt von der ihn aushaltenden Show-Sängerin Tigrana. Auf diesen Moment besinnt Edgar sich im dritten Akt, wo Regisseur Müller ihn nun endgültig und durchaus plausibel als eine Borderline-Persönlichkeit deutet. [...] In dieser Inszenierung war Fidelia von ihm schwanger und weiß nach einer Fehlgeburt im vierten Akt nicht, dass Edgar noch lebt. Hendrik Müller belässt sie klug in dieser Ungewissheit und deutet die Wiedervereinigung des Paares als deren Fiebertraum. So hält Fidelia Zwiesprache mit einer beeindruckenden Videoprojektion über ihrem Krankenbett, während Edgar von der obersten Proszeniumsloge heruntersingt – auch akustisch ein gelungener Coup.
[Juan Martin Koch - Neue Musikzeitung, 29. April 2018]

Müller [...] zeigt Tigrana nicht nur als Außenseiterin der Gemeinschaft, sondern als Barbetreiberin und Dealerin – die also quasi alles liefert, was der unzufriedene Edgar sich erträumt. Dabei helfen ihm die gelungenen Videoeinspielungen, die Michael Lindner produziert hat, und die Innenwelt und Parallelhandlung gekonnt verdeutlichen, wenn sie auf die kargen Zinkwände der Kulisse projiziert werden. Die Drehbühne von Marc Weeger, der auch für die tollen Kostüme verantwortlich zeichnet, [...] zeigt einen tristen amerikanischen Straßenzug samt rund um die Uhr geöffneter Bar, die Tigrana betreibt. Tigrana und Edgar erinnern zwar in ihrem extatischen Trip aus Alkohol, Drogen, Kriminalität und Lust wie eine Opernausgabe von Bonnie & Clyde, doch dieser Ansatz passt hervorragend. Müllers Personenführung ist spannungsreich und haucht der konstruierten Story gekonnt Leben ein.
[Jochen Rüth - deropernfreund.de, 29. April 2018]

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